Magª Heike Podek in der Fratz & Co 07/2019 zum Thema: „Was kann Familiencoaching?“

Die Familie gilt als „sicherer Hafen“, in dem wir uns wohlfühlen und unsere Kinder zu selbständigen und glücklichen Menschen heranwachsen können.
Doch die Realität sieht manchmal anders aus, denn Kinder groß zu ziehen stellt uns Eltern tagtäglich vor neue Herausforderungen, die uns manchmal an unsere Grenzen bringen.

Im Leben mit Kindern kommt es oft anders als geplant oder erwartet: Die Kinder schlafen schlecht, wollen sich nicht anziehen und trödeln. Sie fordern tagsüber ständig die Aufmerksamkeit von Mama und Papa ein, tägliche Wut- oder Zornanfälle sind nicht selten. Die Kinder tun sich schwer beim Einhalten von Regeln und akzeptieren von Grenzen, sie verweigern die Hausübungen oder ihre Schulleistungen sacken stark ab.

Als Elternteil ist man dauermüde, genervt und zweifelt an sich selbst. Die Kommunikation ist geprägt von Streit und Schreierei und die Hoffnungslosigkeit wird immer größer.

Viele Eltern haben Angst, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, weil sie nicht als schlechte Eltern bewertet werden wollen. „Erziehung kann schließlich jeder und da sollte man sich auch von niemanden in die Karten schauen lassen“, so die Meinung, die sich gesellschaftlich schon über Generationen hält.

Also werden „heimlich“ unzählige Erziehungsratgeber gelesen, das Internet durchforstet nach Möglichkeiten und Ideen, die Lösungen anbieten. Oftmals funktionieren die beschriebenen Tipps nicht, weil das eigene Kind einfach anders reagiert oder man selbst in eigenen Mustern der Vergangenheit feststeckt. Frust macht sich breit. Hoffnungslosigkeit steigt und Eltern denken sich, sich müssen diese „Phase“ ihres Kindes einfach aushalten und irgendwann wird es wieder besser.

Das Gegenteil ist meistens der Fall. Denn wenn sich destruktive Muster erstmal eingeschlichen haben, ist es in der Regel viel schwieriger diese, wieder neu zu organisieren, als von Anfang an, etwas zu verändern. Außerdem ist es schade, weil es die ganze Familie viel Kraft und Energie kostet, oder den Kindern sogar ungewollt Schaden zugefügt wird.
Kinder brauchen Eltern, die sie führen und die ihnen Sicherheit geben, nicht Erwachsene, die abwarten und sich von ihrer Ohnmacht und Hilflosigkeit überrollen lassen.
Und genau an diesem Punkt setzt Familien-Coaching an…

Familien-Coaching, die Lösung? – was genau ist das eigentlich?

Familien-Coaching ist ein kurzfristiges, zeitlich begrenztes, individuelles, ziel- und lösungsorientiertes Unterstützungsangebot für Familien. Egal ob klassische Familie, Patchwork-Familie, Paare mit Kind(ern), Paare allein, Ein-Eltern Familie, Adoptiv- oder Pflegefamilie – die Familienstruktur spielt für ein Familien-Coaching keine Rolle. 

Die Familien oder einzelne Familienmitglieder, die an einem Coaching teilnehmen, befinden sich in einer für sie schwierigen Situation und wünschen sich Veränderung. Die Anlässe können hierfür so vielfältig sein, wie die Familien selbst. Häufig geht es um Erziehungsprobleme, Schulschwierigkeiten, Wut- und Aggressionsthemen, Geschwisterstreitigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten, sowie um immer wiederkehrende Konflikte, die den Familienalltag oder einzelne Mitglieder belasten.

Manchmal macht es Sinn, dass zur Lösung des Problems alle Familienmitglieder am Coaching teilnehmen, oft aber reicht es aus, dass nur die Eltern an einer neuen Art der Beziehungsgestaltung mit ihren Kindern arbeiten.

Familien-Coaching wird meist von PädagogInnen, PsychologInnen, PsychotherapeutInnen und auch Lebens- und SozialberaterInnen angeboten. Je nach Ausbildung, Praxiserfahrung und Fortbildungen des jeweiligen Coaches, arbeiten diese mit unterschiedlichen Ansätzen und Methoden.

Mein beziehungsorientierter Ansatz arbeitet nach der von mir entwickelten „Se-Au-We Methode“. Demnach basiert elterliche Führung auf einem Zyklus aus drei Komponenten: Selbsterkenntnis, Authentizität und Wertschätzung.

Selbsterkenntnis

Das was Kinder in ihrer Entwicklung brauchen ist ein Erwachsener, der klar ist, was seine eigenen Werte, Einstellungen und Bedürfnisse angeht – der bereit ist, sich selbst immer wieder kritisch zu hinterfragen und seine Selbsterkenntnis dadurch steigert. 
Dich selber zu kennen und zu wissen, was du willst und was du nicht willst ist ein wesentlicher Bestandteil für eine gute Beziehung. Und zwar, weil du klar formulieren kannst, was dir wichtig ist und was für dich überhaupt nicht passt. Dabei sind diese Dinge nicht starr und für immer in Stein gemeißelt, sondern flexibel und veränderbar. Dinge, die bei einem Kleinkind passen, sind bei einem größeren Kind vielleicht völlig überholt. 
Je klarer du dir also bist, wer du bist und für was du stehst, umso präsenter kannst du für dein Kind sein. Und dieser Weg führt dich dann weiter zur Authentizität.  

Authentizität

Authentizität ist die Grundlage für echte Wertschätzung. Oft verstecken wir Eltern uns hinter bestimmten Rollen, die wir für richtig halten, also z.B. die “verständnisvolle Mutter” oder der “konsequente Vater”. 
Wenn du aber aufgrund deiner Selbsterkenntnis weißt, was du willst und was nicht, was dir wichtig ist und was nicht, kannst du beginnen, deinem Kind dieses auch ehrlich zu zeigen. Es geht also darum, zur eigenen Kraft zu kommen und dann deinen Kindern gegenüber genau so zu sein, wie du bist. Und da Kinder ja am meisten durchs Vorbild lernen, kannst du ihnen auch so am besten vermitteln, dass es ok ist, zu sein, wie man ist. 
Diese Authentizität führt dann zu einer Beziehung, die wirklich wertschätzen kann.

Wertschätzung

Wertschätzung ist eine Haltung, in der der Beziehungspartner (hier das Kind) mit all seinen Gedanken, Bedürfnissen, Reaktionen, Gefühlen und Handlungen genauso ernst genommen wird, wie man selbst. Das bedeutet nicht, alles zu tun, was dein Kind will, aber es bedeutet die individuellen Eigenschaften zu respektieren und die Wünsche und Bedürfnisse in deine elterliche Entscheidung einfließen zu lassen und zu berücksichtigen. 
Diese Anerkennung des Kindes wiederum gibt dir Feedback und führt so zu weiterer Selbsterkenntnis, so dass ein Kreislauf von elterlicher Führung entstehen kann, der sich immer an den aktuellen Bedürfnissen von Eltern und Kindern orientiert.

Mit dieser Grundlage ist es mir schnell möglich, den Ansatzpunkt zu finden, wo in der Familie, die zu mir kommt, Veränderung leicht und einfach möglich ist.

Familien-Coaching kann live, also im direkten Kontakt mit der Familie in der Praxis oder bei ihnen zu Hause stattfinden, aber auch Online – per Video-Telefonat oder per Email.

Familien-Coaching ganz konkret

Das Familien-Coaching beginnt immer mit einem kostenloses telefonischen Erstgespräch. Dieses dient zum einen dem ersten gegenseitigen Kennenlernen, zum anderen auch dazu, herauszufinden, ob ich der passende Coach für das Problem der Familie bin.

In der ersten Sitzung schildert die Familie Familie schildert ihr persönliches Anliegen detailliert und erhält von mir bereits in der ersten Sitzung eine auf die Bedürfnisse aller Familienmitglieder maßgeschneiderte Handlungsstrategie. In den nächsten drei Wochen – solange braucht es im Durchschnitt bis ein neues Muster sich etabliert hat – geht es darum, diese neue Strategie in den Familienalltag zu integrieren. Danach beginnt dann die eigentliche Coachingarbeit. Funktioniert die mit der Familie erarbeitete Strategie nicht wie geplant, werden Gründe hierfür ermittelt und anschließend effektive Methoden aus der Kurzzeittherapie z.B. zum Auflösen negativer Emotionen angewandt, um leicht und einfach wieder in eine positive und gute Beziehung mit den Kindern treten zu können.

Hier zu ein Beispiel:

Ein Elternpaar kommt zu mir ins Coaching, weil ihre Kinder (6 und 8 Jahre) heftige Geschwisterkonflikte miteinander austragen, die teils auch körperlich werden. Für die Kinder war stellte sich die Situation als weniger schlimm heraus, als für die Mutter, die tagtäglich mit den Streitereien ihrer Kinder konfrontiert war und als Schiedsrichterin hineingezogen wurde. Gemeinsam mit ihr entwickelten wir auf der Grundlage der Se Au WE Methode eine Strategie, wie die Mama aus ihrer Hilflosigkeit und Genervtheit in aktives Tun kommen und die Kinder dabei unterstützen konnte, zukünftig ihre Streitigkeiten selbständig untereinander zu lösen.
Nach drei Wochen kam sie wieder mit dem Argument, dass die Strategie zwar zum Teil funktioniere, aber an einem Punkt immer scheitere und zwar da, wo sie STOP sagen sollte. Wir kamen schnell drauf, dass es ein grundsätzliches Problem von ihr war, sich anderen Personen gegenüber abzugrenzen und Nein zu sagen. Das Gefühl, von dem sie dann überwältigt wurde, war Angst. Mit Hilfe einer effektiven Technik zum Auflösen negativer Emotionen arbeiteten wir an der Angst und drei Wochen später konnten wir das Coaching beenden.

Natürlich funktioniert Familiencoaching nicht immer so schnell, wie im Beispiel beschrieben, denn gerade wo mehrere Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen aufeinandertreffen, sind Konflikte vorprogrammiert. Im Schnitt kommen Familien jedoch nicht öfter als sechs Mal zu mir.

Das meist genutzte Angebot von Familien ist nicht mehr das direkte Coaching, sondern Email Coaching – bei dem kein Babysitter und keine Fahrtstrecke nötig ist.

Im Leben von Kindern tauchen so viele Situationen auf, in denen man als Eltern unsicher ist, sich überfordert fühlt oder einfach eine Perspektive von einer außenstehenden Person hilfreich sein kann, so dass viele Eltern Email Coaching als eine Art ständige Begleitung nutzen. Email Coaching lässt sich im 5er Block oder als Monats Abo nutzen, so dass ein niedrigschwelliger Zugang gewährleistet ist, bei dem Eltern bei Bedarf sogar anonym bleiben können.

Ich möchte am Ende noch mal ein Pläydoyer für Familien-Coaching schreiben:

Liebe Eltern, scheut euch nicht, die oder den für euch passenden Coach für eure Familie zu finden. Kaum einer würde auf die Idee kommen, Reparaturen an seinem Auto selbst vorzunehmen, bei Gesundheitsproblemen an sich selbst herumzudoktern oder sich jedes Expertenwissen selbst anzueignen – ganz im Gegenteil nehmen wir gerne die Hilfe von Fachleuten in Anspruch. In nahezu jedem Beruf ist inzwischen eine Form der Reflexion durch Coaching, Supervision oder Begleitung völlig natürlich dabei und ich finde es eine tolle Entwicklung, dass junge Eltern zunehmend auch diese Angebote für die Beziehung zu ihren Kindern annehmen, weil ich glaube, dass man Kindererziehung nicht einfach „können“ muss, sondern sich auch hier, wie in den meisten anderen Bereichen auch, jederzeit Unterstützung holen darf.

Meld dich gerne bei mir für ein kostenloses telefonisches Erstgespräch.

Heike Podek | Erziehungswissenschaftlerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.

Heike Podek | Erziehungswissenschaflerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.