Tschüss lieber Schnuller…

Bei uns war es bei der Mutter Kind Pass Untersuchung nach dem zweiten Geburtstag, wo uns der Kinderarzt freundlich darauf hinwies, dass wir unserer Tochter nun langsam den Schnuller abgewöhnen sollten. Gerade zu der Zeit war ihr der Schnuller aber sooo heilig, dass sie bestenfalls in jeder Hand einen und zwei im Mund hatte 😉

Und genau ab diesem Zeitpunkt beginnt für viele Kinder und Eltern ein harter Kampf um das kleine Heiligtum.

Grundsätzlich ist uns Menschen der Saugreflex angeboren. Dieser dient neben der Nahrungsaufnahme dazu, dass Babys die vielen äußeren Reize, die tagtäglich auf sie einwirken, verarbeiten zu können und sich zu beruhigen. Insofern hilft der Schnuller kleinen Kindern in vielen Situationen, sich zu entspannen und vor allem am Abend in den Schlaf zu finden.

Ab ca. dem zweiten Lebensjahr aber ist der Schnuller aus medizinischen Gründen nicht mehr ratsam. Kieferorthopäden warnen vor Fehlstellungen der Zähne und auch die sprachliche Entwicklung kann sich verzögern und gehemmt werden.

Folglich entscheiden viele Eltern: Der Schnuller muss weg!

Folgende Tipps können dir dabei helfen:

Tipp 1: Klarheit

Überlege dir gut, warum du möchtest, dass der Schnuller weg soll. Hat dein Kind bereits Probleme beim Sprechen oder liegt eine Zahnfehlstellung vor? Möchtest du möglichen Problemen vorbeugen? Glaubst du einfach, dass dein Kind jetzt langsam „groß“ genug ist, dass es keinen Schnuller mehr haben sollte? Sobald du dir richtig klar darüber bist, warum der Schnuller deiner Meinung nach weg soll, kannst du dies auch deinem Kind gegenüber authentisch kommunizieren: „Ich/ Wir haben entschieden, dass dein Schnuller wegkommt, weil ich/wir Sorgen habe(n), dass deine Zähne schief werden o.ä.“

Tipp 2: Nikolaus, Osterhase und Co…

Viele Eltern delegieren das Schnuller abgeben an den Nikolaus oder Osterhasen. Dieser soll den Schnuller mitbringen und lässt dem Kind ein hübsches „Ersatzgeschenk“ da.

Ich möchte euch von dieser Methode ganz massiv abraten. Zum einen kann es leicht passieren, dass euer Kind wütend auf Osterhasen und Nikolaus wird, weil diese gemeinen „Figuren“ den heißgeliebten Schnuller weggenommen haben und das spricht dagegen, dass Kinder sich auf beide eigentlich freuen sollten.

Zum anderen geben Eltern hier ihre Verantwortung ab, um eben nicht den Frust ihrer Kinder abzubekommen, dass „Mama und Papa“ den Schnuller weggenommen haben.

Wichtig ist aber, dass du genau hier deine elterliche Verantwortung übernimmst und wenn du entschieden hast, dass der Schnuller wegmuss, dann kommuniziere das auch deinem Kind gegenüber und geh mit den Reaktionen deines Kindes um. Es wird traurig, zornig und vielleicht auch hilflos sein. Das ist o.k., wenn du ihm zutraust, es auch ohne Schnuller zu schaffen. Sag deinem Kind also so was wie: „Wir haben entschieden, dass dein Schnuller wegkommt und wir glauben, dass du es auch ohne schaffst und deshalb packen wir ihn jetzt weg.“ Bei entsprechenden Reaktionen von Traurigkeit, Wut etc. kannst du dein Kind am besten begleiten indem du zu ihm sagst: „Ich kann es gut verstehen, dass du wütend/ traurig bist, dass dein Schnuller weg ist, aber ich bin da und hab dich lieb.“

Tipp 3: der „gute“ Zeitpunkt

Die Abgabe vom Schnuller ist sowohl für das Kind als auch für die Eltern nicht immer leicht. Versuche dafür einen guten Zeitpunkt zu wählen, also eine Phase, wo dein Kind grundsätzlich entspannt und zufrieden ist. Ungünstig ist es, die Schnullerentwöhnung zeitgleich mit Trockenwerden, Kindergartenbeginn, Entwicklungsschüben o.ä. Ereignissen zu starten. Hier ist es gut, ein Feingefühl für dein Kind zu haben, denn für einige Kinder kann der Urlaub ein guter Zeitpunkt sein, weil dort ein Umgebungswechsel und entspannte Eltern das Vorhaben unterstützen, für andere ist gerade der Urlaub so spannend und neu, dass gerade hier der Schnuller Sicherheit bietet.

Tipp 4: Rituale können helfen

Alle Eltern sollten sich bewusst sein, dass ihr Kind im Normalfall seinen Schnuller nicht freiwillig hergibt, weil es die Einsicht hat, dass dieser nicht gut für die Zähne etc. ist.

Trotzdem kannst du, nachdem du klar kommuniziert hast, dass du willst, dass der Schnuller wegkommt, gemeinsam mit deinem Kind überlegen, wo ihr hin hingeben wollt. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:
An einigen Orten (bei uns z.B. im Familypark in St. Margarethen) gibt es sogenannte Schnullerbäume, an die der Schnuller gehängt werden kann. Auch ist es auf vielen Bauern- oder Reithöfen möglich, den Schnuller abzugeben und ihn dort für die Babykühe oder –Pferde abzugeben.

Zusätzliche Ideen findest du auch in vielen Büchern zum Thema, mit denen du dein Kind liebevoll auf den Verzicht seines Schnuller vorbereiten kannst. Wir haben damals z.B. „Tschüss lieber Schnuller“ (von Nina Dullek) auch wenn unsere Tochter die darin enthaltene Idee, den Schnuller per Post zu Oma und Opa zu schicken, nie wollte 😉

Insgesamt ist es mir noch wichtig zu sagen, dass die Loslösung vom Schnuller ein für das Kind und auch für die Eltern oft nicht so leichter Prozess ist, der behutsam und liebevoll gestaltet werden sollte. Dafür ist die oben beschriebene Klarheit der Eltern in keinster Weise ein Hindernis, sondern im Gegenteil von großem Vorteil.

Ich hoffe, Dir hat mein Artikel gefallen! Besonders ans Herz legen möchte ich Dir meine Artikel zu den Themen Wut und Aggression, Konflikte und Schulprobleme.

Wenn Du Unterstützung bei Erziehungsproblemen suchst, schau Dir mein Angebot an. Egal ob Trotzphase, Pubertät, Schulprobleme, … ich biete Live-Coaching, eMail-Coaching und eMail-Kurse als Hilfestellung an. Die eMail-Kurse zu den Themen „Trotzphase“ und „Hilfe- mein Kind will nicht hören“ sind besonders beliebt.

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Deine Heike

Heike Podek | Erziehungswissenschaftlerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.

Heike Podek | Erziehungswissenschaflerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.