Zähneputzen – Wie du dem täglichen Kampf entkommst

„Zweimal täglich Zähneputzen ab dem ersten Zahn“ lautet die Kinder- und Zahnärztliche Empfehlung. Was zu Anfang meist noch problemlos funktioniert, wird oft ab dem Kleinkindalter zu einer echten Herausforderung, die nicht selten in einem massiven Machtkampf zwischen Eltern und Kind endet.

Kennst du das auch?

Jeden Morgen und Abend das gleiche Theater rund am das Thema Zähneputzen? Dein Kind will einfach nicht den Mund aufmachen, spielt mit anderen Sachen rum, weint oder schreit und weigert sich massiv, die Zähne zu putzen?

Ich würde dich gerne zu Beginn dieses Artikels zu einem kleinen Experiment einladen:

Lass dir heute mal von deinem Partner oder deinem Kind die Zähne putzen. Du musst einfach stillhalten und er/sie soll für drei Minuten alle Zähne gründlich schrubben.

Wie wäre das? Ich muss gestehen, dass ich allein bei der Vorstellung wirklich unangenehme Gefühle bekomme… Vielleicht lässt sich damit also ein bisschen besser nachvollziehen, warum das Zähneputzen gerade nicht die Lieblingsbeschäftigung von Kindern ist.

Als Eltern aber sehen wir in erster Linie natürlich unsere Verantwortung darin, unser Kind vor Problemen und Schmerzen im Hinblick auf seine Zähne zu schützen. Wir wissen, wie wichtig Zahnpflege ist und was für Folgen es haben kann, wenn man diese vernachlässigt.

Kleinkinder hingegen haben keine Ahnung, wofür das ganze Zahnputztheater überhaupt gut sein soll. Sie leben im Hier und Jetzt und sind noch nicht dazu in der Lage, die Sinnhaftigkeit des Zähneputzens zu erkennen. Sie verstehen in ihrem Alter weder die Ursache Wirkungs-Zusammenhänge „Wenn ich meine Zähne nicht putze, dann bekomme ich irgendwann Karies etc, noch fehlt ihnen das Verständnis von Zeit. Wenn schon drei Tage für sie eine Ewigkeit sind, wie sollen sie dann begreifen, dass sie in einigen Monaten Probleme mit den Zähnen bekommen können, wenn sie jetzt nicht putzen… Diese Art von Verständnis beginnt sich erst ab dem Kindergartenalter allmählich zu entwickeln und lässt sich erst ab Schulalter voraussetzen.

Was also tun, damit mein Kind weniger Theater macht?

Viele Eltern, die zu mir ins Coaching kommen, teilen mit verzweifelt mit, dass Ihnen nichts anderes überbleibt, als das Kind festzuhalten, den Mund aufzudrücken und es damit zum Zähneputzen zu zwingen.

Dieser Weg ist für mich ein absolutes NO-GO!!!

Nicht nur, weil es eine Form von Gewalt ist und damit verbunden ein massiver Eingriff in das körperliche Selbstbestimmungsrecht von Kindern, sondern auch, weil es die Beziehung und das Vertrauen zwischen Eltern und Kind zerstört. Dein Kind kann somit weder Vertrauen zu dir als Bezugsperson, noch eine positive Beziehung zu seiner Zahnbürste oder dem Vorgang des Zähneputzens aufbauen oder beibehalten.

Ebenso rate ich dringend davon ab, Kindern mit diversen Büchern und/oder Drohungen Angst vor Karies zu machen, sowie unsinnige Konsequenzen wie z.B.: „Wenn du deine Zähne nicht putzt, kannst du nichts mehr naschen“ auszusprechen. Ich glaube nicht, dass Angst (z.B. vor Strafe oder davor eine Belohnung nicht zu bekommen) in einem beziehungsorientierten Umgang mit deinem Kind sinnvoll ist. Lies hierzu auch gerne folgenden Artikel von mir.

Doch wie kannst du das tägliche Zähneputzen nun gestalten, damit es nicht in einem Kampf endet, sondern funktioniert?

Tipp1: Habt Spaß!

Bevor es losgeht, schaffe eine angenehme Atmosphäre. Nimm den Druck raus und entspann dich. Denn: Bist du genervt oder versteifst dich, spürt dein Kind das und denkt sich: „Was wird da gleich wohl schreckliches passieren, wenn die Mama/ der Papa so nervös ist.“ Geh stattdessen mit deinem Kind in Kontakt – bau Blickkontakt/ Körperkontakt auf und lacht miteinander. Je mehr Spaß ihr dem Zähneputzen abgewinnen könnt, umso angenehmer wird es für euch.

Tipp 2: Gemeinsames Putzen

Putz dir selbst die Zähne vor deinem Kind bzw. putzt einfach gemeinsam. Viele Kinder sehen ihre Eltern fast nie Zähne putzen, weil sie es oft morgens tun, bevor die Kinder aufstehen und abends, wenn das Kind bereits schläft. Somit wissen viele Kinder gar nicht, dass Erwachsene dieses Prozedere auch über sich ergehen lassen und es vielleicht da ganz unaufregend stattfindet. Zeig deinem Kind einfach genau, was du machst und wie du deine Zähne sauber hältst. Unsere Tochter liebt es z.B. sich hin und wieder nach dem Zähneputzen den Mund nicht mit einem Becher, sondern so wie Mama und Papa unter dem Wasserhahn auszuspülen.

Tipp 3: Zahnbürste oder Zahnpasta wechseln

Manchmal verweigern Kinder das Zähneputzen schlicht weg, weil ihnen die Zahnpasta nicht schmeckt und sie sich ekeln. Probiert einfach mal aus, eine andere zu kaufen. Auch der Zahnbürstenwechsel kann häufig massive Zahnputzprobleme lösen. Entweder sind die Borsten oder der Griff einfach für das Kind unangenehm oder eine selbst ausgesuchte Zahnbürste erhöht einfach die Motivation zu putzen. Bei uns hat mit drei Jahren die elektrische Zahnbürste einen durchschlagenden Erfolg gebracht, weil das so eine ist, wie Mama und Papa sie auch haben. Natürlich erspare auch diese Zahnbürsten das Nachputzen nicht, aber erleichtern den Vorgang teilweise doch ungemein.

Tipp 4: Sei kreativ

Was genau deinem Kind das Zähneputzen erleichtert und ihm mehr Spaß daran vermittelt ist natürlich pauschal nicht so leicht zu sagen, aber sei doch einfach mal kreativ. Probiert aus, was euch gefällt. Vielleicht ist es ein Spiegel, indem dein Kind sehen kann, wo genau du gerade seine Zähne putzt, vielleicht mag es auch beim Zähneputzen auf den Arm genommen werden. Einige Kinder mögen es, wenn ihre Eltern verrückte Geschichten beim Zähneputzen erzählen oder ein Zahnputzlied singen. Wenn du als Elternteil dazu bereit bist, könnt ihr euch auch andere Orte überlegen, an denen ihr mal Zähne putzt, wie z.B. in der Küche, unterm Tisch, auf dem Balkon (das hängt davon ab, was du als Mama/Papa magst und aushälst). Einige Kinder mögen es auch, den Eltern zu zeigen, wo genau geputzt werden soll, so dass ein Spiel daraus entstehen kann usw.

Tipp 5: Wissen vermitteln

Bei älteren Kindern geht es weniger um Spiele und Spaß beim Zähneputzen; sie wollen die Ursache Wirkungszusammenhänge begreifen und zeigen dafür Interesse. Wenn sie verstehen, wofür genau das Zähne putzen gut ist, sind sie oftmals viel eher bereit, es auch zu tun. Um sie dabei zu unterstützen, kannst du z.B. mit Ihnen zu einem tollen Kinderzahnarzt gehen, der sich Zeit nimmt, deinem Kind alles genau zu erklären. Alternativ bieten sich auch Bücher, Fernsehsendungen oder das Internet an.

Ich hoffe, Dir hat mein Artikel gefallen! Besonders ans Herz legen möchte ich Dir meine Artikel zu den Themen Wut und Aggression, Konflikte und Schulprobleme.

Wenn Du Unterstützung bei Erziehungsproblemen suchst, schau Dir mein Angebot an. Egal ob Trotzphase, Pubertät, Schulprobleme, … ich biete Live-Coaching, eMail-Coaching und eMail-Kurse als Hilfestellung an. Die eMail-Kurse zu den Themen „Trotzphase“ und „Hilfe- mein Kind will nicht hören“ sind besonders beliebt.

Du kannst mir natürlich auch direkt schreiben und ich freue mich auch über Feedback zu meinem Artikel!

Deine Heike

Heike Podek | Erziehungswissenschaftlerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.

Heike Podek | Erziehungswissenschaflerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.