Warum Einigkeit über Uneinigkeit wichtiger ist, als Einigkeit…

Lisa ist 38 und Mutter einer 3 jährigen Tochter Emma. Sie ist seit 8 Jahren mit ihrem Mann Wolfgang verheiratet und beide beteiligen sich sehr engagiert an der Erziehung von Emma. Bislang hat alles gut funktioniert, doch seit Emma in der sogenannte „Trotzphase“ ist und immer häufiger gegen ein „Nein“ rebelliert, Dinge selber machen will und die Eltern an ihre Grenzen kommen, streiten beide zunehmend…

 Lisa erzählt:

„Wir sind seit 8 Jahren verheiratet und haben uns sehr über die Geburt unserer Tochter vor drei Jahren gefreut. Wir haben vorher in einer großen Stadt gewohnt – mein Mann ist dort aufgewachsen und sind kurz bevor Emma auf die Welt kam, auf’s Land in die Nähe meiner Eltern gezogen. Anfangs hat alles gut funktioniert. Wolfgang hat sich aktiv an der Pflege von Emma beteiligt, hat sie mir abgenommen und mit ihr gespielt und solche Sachen. Schwierig ist es erst, seitdem Emma mehr und mehr Selbständigkeit einfordert, aktiv den Alltag mitbestimmen will und ein Nein von uns für sie zum Drama wird. Sie müssen wissen, dass mein Mann und ich sehr unterschiedlich groß geworden sind. Ich war zu Hause auf dem Land bei meinen Eltern sehr behütet und es gab ganz klare Regeln und Grenzen, die sich teilweise einfach aus dem Mehrgenerationenhaushalt mit Landwirtschaft ergaben. Wir waren zu Hause 5 Kinder und das musste einfach funktionieren. Mein Mann dagegen ist ein Einzelkind. Er wuchs in der Großstadt auf und genoss in seiner Kindheit viel Freiheit. Er durfte mehrheitlich entscheiden, was er essen, anziehen und wann er wohin gehen wollte. Und genau an diesem Punkt krachen wir häufig zusammen. Ich setze viel häufiger bei Emma Grenzen und bin sehr konsequent darin, dass sie sich auch daran hält. Auch finde ich einen geregelten Tagesablauf ( fixe Essens- und Schlafenszeiten u.ä.) für Emma wichtig und bemühe mich, diesen so gut es geht einzuhalten. Wolfgang zeigt sich auch hier wesentlich flexibler und nachgiebiger. Mein Hauptproblem besteht nun darin, dass ich glaube, dass es für Emma wichtig ist, dass sich ihre Eltern in der Erziehung einig sind, aber es gelingt uns einfach nicht. Stattdessen streiten wir immer öfter darüber, wer Recht hat und finden keine Lösung…“

Einigkeit in der Erziehung

„Es ist wichtig, dass Eltern sich in der Erziehung einig sind“ so lautet einer der wichtigsten Glaubenssätze traditioneller Kindererziehung. Dieser wird geleitet von der Überzeugung, dass Einigkeit den Kindern Sicherheit gebe und Uneinigkeit den Kindern schade.

Es gibt eine große Anzahl von Eltern, die mit Uneinigkeit so umgehen, als dass sie sie vor ihren Kindern vorspielen und erst wenn diese im Bett sind, mit dem Partner darüber sprechen.

Dieses Verhalten ist dann sinnvoll, wenn wir Eltern uns als Polizei o.ä. verstehen, Gesetz und Ordnung vermitteln und somit unseren Kindern selbstverständlich als geschlossene Front gegenübertreten müssen.

Tipp:

Wenn du dich dagegen dafür entschieden hast, eine gleichwürdige Beziehung zu deinem Kind einzugehen, dann versuche es mit dem persönlichen Dialog. Nimm die Wünsche und Bedürfnisse deines Kindes ernst hilf ihm dabei sie zu verbalisieren und dann formuliere auch deine Wünsche und Bedürfnisse. Tu dies indem du von dir sprichst: „Ich mag … nicht, weil…Was dabei entsteht ist ein wirklicher Austausch zwischen euch und euer Kind lernt, dass Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben und verschieden sind.

Kinder spielen uns nicht gegeneinander aus

Die Wichtigkeit von Einigkeit zwischen den Eltern wurde auch damit begründet, dass Kindern andernfalls ihre Eltern gegeneinander ausspielen und somit einen Keil zwischen sie treiben würden.

Diese Annahme widerstrebt neuen Erkenntnissen und meiner tiefen Überzeugung, dass Kinder ihre Eltern bedingungslos lieben und mit ihnen kooperieren, unabhängig davon, ob das für sie förderlich ist oder nicht.

Ja, es ist richtig, dass wir oft das Gefühl haben, dass Kinder uns an unsere Grenzen bringen. Dann ist es einfach, die Verantwortung für dieses Gefühl der Ohnmacht, Hilflosigkeit oder des Zorns an unsere Kinder zu delegieren. Wir können kämpfen und leiden und uns nachher damit rechtfertigen, dass unser Kind eben sehr schwierig war.

Tipp:

Die Alternative besteht darin, Verantwortung für dich selbst zu übernehmen – für deine Bedürfnisse, deine Werte und Grenzen und Irrtümer. Und dann sprich mit deinen Kindern darüber und lass sie erfahren, was für ein Mensch du bist – denn auch das ist Beziehung.

Verschiedenheit tolerieren

Neueste Erkenntnisse aus der Bindungsforschung machen darauf aufmerksam, dass es für die gesunde Entwicklung von Kindern keine Rolle spielt, ob sich Eltern in der Erziehung einig sind oder nicht.

Von entscheidender Bedeutung allerdings ist, dass sich Eltern darin einig sind, ihre Uneinigkeit zu tolerieren. Wenn sie die Verschiedenartigkeit als gesund und bereichernd empfinden, unterstützen sie ihre Kinder und leisten einen großen Beitrag dazu, dass die Kinder sich zu toleranten und eigenständigen Persönlichkeiten entwickeln können.

Tipp:

Wie wir wissen, hat jedes Verhalten, jede Sichtweise, jeder Wert Vor- und Nachteile. Überlege dir mal, was das gute daran ist, wie dein Partner denkt und handelt? Und dann überleg dir, was von diesem Verhalten für dich und/oder dein Kind nützlich sein könnte. Vielleicht findest du sogar Möglichkeiten, diese positiven Aspekte in dein Leben einzubinden und von deinem Partner zu lernen – denn wenn ihr eure Unterschiede und Unstimmigkeiten auf diese Weise betrachtet, profitiert ihr nicht nur voneinander, sondern euer Kind bekommt ein reichhaltiges Repertoire an Eigenschaften, Verhaltensmustern und Werten, aus denen es schöpfen und sich entwickeln kann

Ich hoffe, Dir hat mein Artikel gefallen! Besonders ans Herz legen möchte ich Dir meine Artikel zu den Themen Wut und Aggression, Konflikte und Schulprobleme.

Wenn Du Unterstützung bei Erziehungsproblemen suchst, schau Dir mein Angebot an. Egal ob Trotzphase, Pubertät, Schulprobleme, … ich biete Live-Coaching, eMail-Coaching und eMail-Kurse als Hilfestellung an. Die eMail-Kurse zu den Themen „Trotzphase“ und „Hilfe- mein Kind will nicht hören“ sind besonders beliebt.

Du kannst mir natürlich auch direkt schreiben und ich freue mich auch über Feedback zu meinem Artikel!

Deine Heike

Heike Podek | Erziehungswissenschaftlerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.

Heike Podek | Erziehungswissenschaflerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.