Wie du deine Kinder sinnvoll beim Streiten unterstützen kannst…

„Ich hatte das Kuscheltier zu erst…“

„Nein, ich hatte das Kuscheliger zuerst!“

Ein klassischer Fall von Kinderstreit….

Hier wird besonders deutlich, dass Kinder oftmals aus Gründen streiten, die für uns Erwachsene nicht immer nachvollziehbar sind. Und gerade wenn es lautstark und handgreiflich wird, fällt es Eltern schwer, tatenlos zuzusehen.

Wir reagieren genervt, teilweise machtlos und fühlen uns hilflos.

Oftmals stellt sich dir Frage: Eingreifen oder lässt man die Kinder einfach, bis sie sich vielleicht die Köpfe einschlagen?

In diesem Artikel erfährst du, wann es sinnvoll ist, sich in einen Streit einzumischen und wie du deine Kinder sinnvoll beim Streiten unterstützen kannst:

Streiten an sich ist zunächst einmal nichts Schlimmes. Im Gegenteil so behauptet die Forschung, sei es wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern.

Durch Konflikte können Kindern nicht nur lernen, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu formulieren und sich gegen andere durchzusetzen, sondern sie können auch eigene Grenzen und die der anderen zunehmend besser einschätzen. Darüberhinaus erleben sie, dass sie mal gewinnen und mal verlieren und machen so die Erfahrung, dass es wichtig ist, Kompromisse zu schließen. Ein Mensch, der im Kindesalter nicht gelernt hat, wie man richtig streitet, da ist sich die Wissenschaft einig, wird es später in der Gruppe schwer haben, sich einzufügen und/ oder sich in ihr zu behaupten.

Schauen wir und mal die Entwicklung von Kindern ein wenig genauer an:

Schon kleine Babys schreien, um sich mit ihren Bedürfnissen bemerkbar zu machen. Sie drehen den Kopf weg, wenn sie keinen Hunger mehr haben und schieben andere Menschen weg, die ihnen zu nahe kommen.
Es wird also deutlich, dass wir bereits von Anfang an, unseren Bedürfnisse durch „handgreiflichen Auseinandersetzungen“ Nachdruck verleihen.

Auch Kleinkindern ab ca. 2 Jahren fehlen noch die nötigen Worte, um ihre Bedürfnisse verbal zum Ausdruck zu bringen. Häufiger Auslöser für Konflikte ist in diesem Alter der Streit um Spielsachen. Sie schubsen sich und treten die Kinder, die ihren Spielsachen zu nahe kommen. Sie boxen und hauen andere Kinder und/oder ziehen sich an den Haaren. Dabei unterstützen sie ihre Taten auch mit Worten und zornigem Schreien, um sich ausreichend bemerkbar zu machen.

Zusammengefasst: Kinder äußern ihre Bedürfnisse und Wünsche mit dem ganzen Körper und es ist völlig normal, dass sie dies auch in Konfliktsituationen und bei Streitigkeiten tun.

Und auch wenn Kinder sich mit zunehmende Alter verbal besser ausdrücken und ihre Wünsche in Worte fassen können, greifen sie, wann immer sie sich von ihrem gegenüber nicht ausreichend gehört und wahrgenommen fühlen, auf das bekannte Programm zurück und verleihen ihrem Bedürfnis durch den Einsatz ihres Körpers Nachdruck.

Bis hierhin scheint alles klar, doch stellen sich den meisten Eltern nun vermutlich drei Fragen:

  • Soll ich mich überhaupt in den Streit der Kinder einmischen?
  • Wenn ja: Warum bzw. wann soll ich mich einmischen?
  • Was soll ich tun bzw. wie kann ich hilfreich sein?

 Tipp zu Frage 1:

Solange der Streit nicht ausartet und eines der beteiligten Kinder, das andere massiv verbal oder körperlich verletzte, sollten Eltern sich zurück nehmen.

Vertrau auf die Kompetenz der Kinder, ihre Konflikte selbst zu lösen. Gerade in Streitigkeiten geht es oft wie oben beschrieben um die Klärung eigener und fremder Grenzen. Untereinander werden dann auch die Beziehung, Nähe und ihre Rangordnung verhandelt oder neu ausgemacht.

Sollte es bei dem Streit zu kleinen Verletzungen oder Weinen kommen, tröste das jeweilige Kind und verarzte es 😉

Tipp zu Frage 2:

Bevor du in einen bestehenden Konflikt zwischen Kindern eingreifst, stelle dir folgende Fragen:

  • Halte ich den Streit nicht aus oder kann ich damit umgehen, dass die Kinder einen Konflikt austragen?
  • Glaube ich, dass es nicht gut ist zu streiten und habe ein gesteigertes Bedürfnis nach Harmonie und möchte deshalb dass meine Kinder friedlich miteinander spielen?
  • Erlebe ich den Konflikt zwischen den Kindern zu destruktiv und verbissen?

Greife nur dann ein, wenn du die letzte Frage mit Ja beantwortest und du das Gefühl hast, die Kinder haben sich so im Konflikt gefangen, dass sie alleine nicht herauskommen.

Tipp zu Frage 3:

Ist Letzteres der Fall, d.h. der Konflikt ist destruktiv und verbissen, geh zu den Kindern hin und unterbrich ihren Streit durch ein lautes „Stopp“ bzw. „Aufhören!“

Versuche nicht als Richter, sondern als Vermittler zwischen den Parteien zu wirken und halte sich aus jeglicher Bewertung raus.

Wenn der Konflikt gestoppt ist, fragt die beteiligten Kinder „Was ist es, was du haben möchtest?“

Überprüfe danach, ob auch das andere Kind die Antwort gehört und verstanden hat. Gegebenenfalls fasse es für beide Kinder nochmal zusammen.

In vielen Fällen ergibt sich bereits an diesem Punkt eine Lösung, da Kinder sobald beide Seiten ihre Bedürfnisse oder Wünsche klar geäußert haben, schon beginnen Lösungen zu finden.

Sollte dies an dieser Stelle noch nicht gelungen sein, bitte nun die Kinder zu überprüfen, ob es möglich ist, zu bekommen, was sie wollten. Wenn dies nicht der Fall ist, fordere sie auf, ihre Reaktion darauf in Worten auszudrücken.

Danach entferne dich und lass die Kinder selbst eine Lösung finden.

Ich hoffe, Dir hat mein Artikel gefallen! Besonders ans Herz legen möchte ich Dir meine Artikel zu den Themen Wut und Aggression, Konflikte und Schulprobleme.

Wenn Du Unterstützung bei Erziehungsproblemen suchst, schau Dir mein Angebot an. Egal ob Trotzphase, Pubertät, Schulprobleme, … ich biete Live-Coaching, eMail-Coaching und eMail-Kurse als Hilfestellung an. Die eMail-Kurse zu den Themen „Trotzphase“ und „Hilfe- mein Kind will nicht hören“ sind besonders beliebt.

Du kannst mir natürlich auch direkt schreiben und ich freue mich auch über Feedback zu meinem Artikel!

Deine Heike

Heike Podek | Erziehungswissenschaftlerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.

Heike Podek | Erziehungswissenschaflerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.